Münchner Eilboten- und Briefträgerstempel ab dem 1. August 1945
Eilbriefe und Telegramme nach München tragen idR einen violetten Kreisstempel mit einer Nummer auf der Belegrückseite. Es handelt sich um Eilboten- bzw. Briefträgerstempel.
Für die Münchner Briefträger gibt es nicht nur eine Form dieser Art von Stempel, sondern über die Zeit hinweg verschiedene und sogar sehr unterschiedliche. Auch erfolgte die unmittelbare Zustellung nicht immer nur durch das Münchner Telegraphenamt bzw. Mü 2, sondern auch durch andere Postämter wie - derzeit nachgewiesen - München-Pasing, Mü 19 und aus dem Münchner Osten Mü 8 / 80. Solche Stadtteilbriefträgerstempel sind nur kurz verwendet und in der Regel selten.
In München können Briefträgerstempel nach dem Zustellpostamt unterschieden werden. Das für die Zustellung
von Eilbriefen zuständige Postamt ist das Telegraphenamt (TA) / Mü 2. Dieses fungierte als Verteilzentrum für Eilbriefe und Telegramme von außerhalb und innerhalb Münchens. Es gibt somit
keinen Eilbotenbeleg, bei dem die postalische Behandlung nicht durch dieses Postamt erfolgt wäre.
Soweit andere Postämter über eigene Zusteller verfügten, leitete das TA diese Belege zu weiteren Beförderung an das Zustellpostamt weiter. idR findet sich auf derartigen Belegen dann der Zustellerstempel des "dezentralen" Postamtes und das Amtskennzeichen, das von dem Münchner TA / Mü 2 abgeschlagen wurde.
A) "Zentrale" Zustellung durch München TA
Bei der Mehrzahl der Eilbotenbriefe und Telegramme erfolgte die Zustellung durch das Telegraphenamt / MÜ 2 selbst. Dies rechtfertigt es, von einer "zentralen Zustellung" zu sprechen,
wie dies in der Literatur der Münchner Forschungsgemeinschaft für Postgeschichte vorgeschlagen wird.
Auf der Vorderseite befindet sich ein 3- oder 4-stelliger Numeratorstempel, der rein statistischen Zwecken diente (Labitzke, S. 36).
Die Belege der Nachkriegsjahre weisen noch keine Briefträgerstempel aus, auch wenn gelegentlich der Briefträger handschriftliche Vermerke, teils auch seine ihm zugeteilte Nummer vermerkt. Literaturbekannt sind Briefträgerstempel nach der Forschungsgemeinschaft Münchener Postgeschichte e.V. ab 1953 (Rundbrief 11/2012, S. 56). Dieser Zeitpunkt der Frühverwendung ist überholt. Die hier zu findenden frühesten Exemplare (für die zentrale Zustellung) reichen bis zum 16.07.1948.
Es sind jedoch (Stand März 2015) nur eine Handvoll Belege, alles Zustellerstempel der ersten Generation. Der Einsatz in den Jahren bis 1952 kann allerdings als Seltenheit bezeichnet werden.
Der genaue Zeitpunkt der Auslieferung der Briefträgerstempel ist (mir) nicht bekannt. Es gilt somit weiter, nach Frühdaten zu suchen. Ggf. gibt es sogar unterschiedliche Frühdaten je nach Briefträger?! Denkbar wäre der Beginn mit der Wiedereinführung der Eilzustellung am 1. August 1945.
Unter Philatelisten weniger bekannt ist, dass es überhaupt in der Bundesrepublik Briefträgerstempel gibt, da diese eher aus der Zeit bis ca. 1910 bekannt sind. Noch weniger bekannt ist, dass es diese Stempel in München bis in die 90er Jahre gab.
Das literaturbekannte Letztdatum für einen Briefträgerstempel der zentralen Zustellung durch das PA Mü 2 war datiert auf den 29. Juni 1994 (vgl. Rundbrief 11/2012, S. 59). Mit einiger Suche
und nun einem Beleg vom 23. Dezember 1996 ist nachgewiesen, dass es Briefträgerstempel "bis zuletzt" gab, bis das Label einzusetzen war. Ab 1997 findet sich auf der
Rückseite von Eilbriefen nur noch ein Label, keine Stempel mehr. Aufgrund der hohen Gebühren für eine Eilzustellung von zuletzt einem Zuschlag von DM 10,00 sind Eilbriefe aus den Jahren 1995 und
1996 gleichfalls echte Seltenheiten.
Das Münchner TA / Mü 2 verwendete über die Jahrzehnte hinweg verschiedene Stempelformen. Alle Stempel befinden sich auf der Briefrückseite, bei Eilboten-Postkarten auf der Vorderseite. Es gilt wohl auch hier die Maßgabe, dass der Stempel auf der anderen Seite des geschriebenen Textes anzubringen sei, so dass bei Postkarten sich der Stempel in der Regel somit auf der Vorderseite befindet. Gleiches trifft im Übrigen auf Bildpostkarten zu.
B) "Dezentrale" Zustellung durch weitere Postämter
Auch andere Postämter stellten Eilbriefe selbst zu und erhielten zu diesem Zweck derartige Eilbriefe, die (dennoch) zentral in München TA sortiert wurden, zur weiteren Bearbeitung zugeleitet. Nachgewiesen sind dezentrale Zustelldienste der Postämter
- in München-Pasing
- München 8 / 80 im Münchner Osten und
- München 19 (Neuhausen)
- Münchem 23 (Schwabing)
- München 50 (Großmarkthalle)
Die Früh- und Letztdaten dieser Zustellung ist - nach derzeitigem Wissenstand - gesondert zu betrachten. So gibt es einen Eilbrief nach München 19 mit einer Zustellung am 14. Februar 1950. Für München 50 ist ein Beleg vom 28. Juli 1949 bekannt. Es sind also unterschiedliche Daten. Ob und inwieweit dies Rückschlüsse auf die zentrale Zustellung durch das TA zuließe, muss die weitere Zeit zeigen.
Ergänzend hierzu gibt es im PA München 2 Amtskennzeichen (mit den Unterscheidungsbuchstaben a und b), die gleichfalls auf der Rückseite angebracht sind und aus denen sich der Tag und die Stunde der Bearbeitung ergibt. Mit dem Amtskennzeichen ist die Postleitzahl gemeint, so dass zum Anfang hin eine "8" gefolgt vom UB, später dann eine "8000" Verwendung fand. Die Buchstaben a und b dienen lediglich der Unterscheidung.